Frieden schaffen ohne Waffen

Anne und Matthias sind nicht nur Mitglieder des Literaturzirkels der SLUB, sondern sie sind auch aktive “NaturFreunde”. So kamen Anne und ihr Mann Jörg auf die Idee, gemeinsam für den Frieden zu spazieren und zu lesen. Ein Flyer warb, am Spaziergang teilzunehmen.

Mitglieder der NaturFreunde und des Literaturzirkels der SLUB trafen sich an vereinbarter Stelle und liefen durch den Großen Garten. An besonderen Punkten wurde halt gemacht, z.B. an der Splittereiche. Der Gedenkbaum überstand mehrere Kriege und wuchs trotz schwerer Beschädigungen, die er im Februar 1945 erhielt, weiter. Der Leiter der “NaturFreunde”, Jörg Schwarze, fand eindringliche Worte, um zum Frieden zu mahnen.
Pünktlich 18.00 Uhr trafen etwa 30 Interessierte im TextLab ein.
Im Gruppenarbeitsraum T3 standen Wasserkaraffen, Gläser und Früchte aus dem Gemeinschaftsgarten bereit. Am Wortspiel anfangs beteiligten sich beide Gruppen, danach brachten Mitglieder des Literaturzirkels Beiträge zum Frieden zu Gehör. Hier eine Auswahl.
Berit Weis – Wortbedeutung „Frieden“
In meiner Kindheit und Jugend gab es für das Wort „Frieden“ nur eine Bedeutung: Die Abwesenheit von Krieg. Diese Definition als Nicht-Krieg schien mir fassbarer und glaubhafter als andere sprachliche Ableitungen. Mit Krieg assoziiert man im Allgemeinen Tod und Verletzte, Hoffnungslosigkeit, Hunger und Bomben.
In Deutschland ist seit über 75 Jahren Frieden – das große bedeutungsschwere Wort „Frieden“ findet sich seit einiger Zeit in ganz anderen Beziehungen wieder: Politiker reden vom „sozialen Frieden“ in der Gesellschaft (Was wäre denn ein sozialer Krieg?), Juristen definieren den „Betriebsfrieden“ und „Schulfrieden“, um das Zusammenleben von Gruppen gesetzlich zu regeln. Auch der Familien- oder Ehefrieden und ganz wichtig, der seelische Frieden, sind in der Alltagssprache angekommen.

Laut Duden ist Frieden im heutigen Sprachgebrauch der allgemeine Zustand zwischen Menschen, sozialen Gruppen oder Staaten, in dem bestehende Konflikte in rechtlich festgelegten Normen ohne Gewalt ausgetragen werden. Gewalt zwischen Staaten kommt hier erst an letzter Stelle – warum das so ist, kann ich mir nur damit erklären, dass Krieg für uns lange unwahrscheinlich war?
Der Krieg war immer woanders – der Bosnienkrieg in den 90er Jahren, der Krieg gegen den Terror nach dem Anschlag auf das World Trade Center, 2001 im Irak und Afghanistan, später der Bürgerkrieg in Syrien und ganz aktuell der Ukraine-Krieg.

Menschen, die vor Kriegen geflüchtet sind und alles verloren haben, wissen, dass Frieden die Grundbedingung für die eigene Lebensplanung ist. In Gesellschaften, die glücklicherweise sehr lange im Frieden gelebt haben, ändern sich scheinbar Wortbedeutungen. Die Größe eines Wortes wird angepasst an gesellschaftliche Zustände und neue Wörter entstehen.
Birgit Heinrich zitierte Politiker (eine Auswahl):
„Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin.“ (Carl Sandburg, US-amerikanischer Dichter, 1878 – 1967)
„Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts.“ (Willy Brandt, deutscher Politiker und Bundeskanzler, 1913 – 1992)
„Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln, als eine Minute schießen.“ (Helmut Schmidt, deutscher Politiker und Bundeskanzler, 1918 – 2015)
Matthias zitierte Erwin Strittmatter (eine Auswahl):
“Hast und Eile nehmen unter uns Zivilisationsmenschen zu, und alle Hast und alle Eile münden letzten Endes in dem Ziel, ein “bestgerüsteter” Staat zu sein, ob nun zur Abwehr wie wir oder zum Angriff wie andere. Der Einzelmensch muss viel Kraft aufbringen, damit er zwischen diesen Steinen nicht zermahlen wird. Und was ist mit der Vernunft? Reden wir soviel von ihr, weil wir sie nicht haben?”

“Vielleicht wird unser Planet einmal so dicht besiedelt sein, dass die Menschen jedes übriggebliebene Waldstück einen Urwald und jedes übriggebliebene Feldstück eine Wüste nennen. Davor fürcht ich mich. Aber ich erlebs ja nicht. Und die, die dann leben werden, werdens nicht anders kennen. Mein Großvater würde aussteigen wollen, wenn ich mit ihm aus den kargen Wäldern der Lausitz abends im Auto in den prickelnden Lichtkessel von Berlin einführe.”
und Cornelia Schäfer zitierte aus “Ardistan und Dschinnistan” von Karl May (1907/1909) (eine Auswahl):
“Es gibt nur einen einzigen Sieg, der wirklich Sieg bedeutet; das ist der Sieg der Liebe.”
Es ist immer noch aktuell: Frieden schaffen ohne Waffen!
OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
petrametzelthin (2. September 2022). Frieden schaffen ohne Waffen. SLUB TextLab. Abgerufen am 9. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/uqeu