Ein Wiener Opernball – das Ende tausender Lebensgeschichten
Inhaltsangabe von Birgit Heinrich zum Roman “Opernball” von Josef Haslinger

“Opernball” ist ein hellsichtiger Medienroman und Politthriller von Josef Haslinger, der im Jahr 1995 veröffentlicht wurde. Haslinger wurde mit ihm an die Spitze der österreichischen Gegenwartsliteratur katapultiert. Die Geschichte spielt in Wien und behandelt die politischen Intrigen und Skandale, die mit dem Opernball verbunden sind. Das Buch handelt von einem Giftgasanschlag, der auf die Gäste des Wiener Opernballs verübt wird. Es spielt an mehreren Schauplätzen, Wien, Berlin, London, Mallorca. Aus der Sicht der Protagonisten, die aus verschiedenen Milieus kommen, werden die Ereignisse beleuchtet und es wird im Laufe des umfangreichen Romans klar, wie es zu diesem Attentat gekommen ist.
Josef Haslinger thematisiert die von Neonazis ausgehende Gefahr und das Erstarken der FPÖ. Zugleich vermittelt er ein kritisches Bild sensationslüsterner privater Fernsehsender. Kurz angerissen werden außerdem das amerikanische Vorgehen im Golfkrieg 1990/91 und die Brutalität des Bürgerkriegs in Bosnien-Herzegowina in der ersten Hälfte der Neunzigerjahre. Die politischen und gesellschaftskritischen Bezüge ergänzt der Autor durch persönliche Tragödien wie die Beziehung des Protagonisten Kurt Fraser zu seinem Sohn. „Opernball“ ist ein komplexer, vielschichtiger Politthriller.
Der Anschlag verwandelt die Wiener Oper in einen Horrorort, bei dem tausende Menschen ums Leben kommen. Das Schlimmste kommt gleich zu Anfang. Massenmord, Panik, Entsetzen – alles sofort da. Ein Fernsehreporter, Fraser, sitzt in seinem Sendewagen und sieht auf zwanzig Bildschirmen gleichzeitig, wie die Besucher des Wiener Opernballs jämmerlich sterben. Auch sein Sohn Fred ist dabei: Er war als Kameramann im Einsatz. Wie sich später herausstellt, hat eine kleine Gruppe Rechtsradikaler, die sich „Die Entschlossenen” nennt, Blausäure in die Lüftungsschächte der Staatsoper eingeleitet. Tausende sterben. Die Katastrophe wird vom Privatsender ETV in ganz Europa live übertragen – ein schreckliches Medienereignis . Ein Bild von der Oper als Gaskammer, ein medial ausgeschlachtetes„Harmagedon” der Terroristen. Hat der Sender von dem Anschlag gewusst? Das Buch erregt diesen furchtbaren Verdacht, erhärtet ihn aber so wenig, wie man die Verwicklungen der Polizei in die Planung des Attentats erfährt.

Die Bewegung, die den Anschlag verübt, gab sich zunächst den Namen “Die Volkstreuen”, später die „Entschlossenen“. Das Gedankengut ist nazionalsozialistisch-spritualistisch. Diese Gruppe besteht aus wenigen Österreichern, zum Teil haben sie sich auf der Arbeit, einer Baustelle kennengelernt. Der Anführer dieser Gruppe nennt sich selbst „Der Geringste“, in Wirklichkeit lautet sein Name Joe. Joes Vater war Verwaltungsdirektor aller Postwerkstätten in Wien , er wollte, dass sein Sohn Jura studiert. Joe wollte dies nicht, als er 17 Jahre alt war, stand er allein da. Auf der Baustelle arbeiteten überwiegend Bosnier. Die „Volkstreuen“ sahen ihre Arbeitsplätze durch die Ausländer in Gefahr und machen sie für die schlechte Wirtschaftslage Österreichs mitverantwortlich. Sie beginnen, gewalttätig zu werden. Ihr Ziel ist es, bis zur Jahrtausendwende alle Ausländer, „die nicht zur weißen Völkergemeinschaft gehörten“, aus Österreich zu verdrängen. Ein übles Unterfangen ist z.B. das “Gürtelputzen” d. h. die Gruppe läuft den Wiener Gürtel entlang und verprügelt den ersten Ausländer, der ihr über den Weg läuft. Nach einem Streit mit den Bosniern, bei dem Joe schwer verprügelt wird, entschließen sie sich aus Rache, das Wohnhaus ihrer Feinde nieder zu brennen. Die Polizei deckt die Tat auf und die Gruppe wird verboten. Joe zieht nach Amerika und kommt Jahre später zurück, unkenntlich, da er sich einer Gesichtsoperation unterzogen hatte. Die Gruppe findet wieder zusammen . Als ein Mitglied namens Feilböck wegen Meinungsverschiedenheiten die Gruppe bei der Polizei denunziert, befiehlt der Geringste zunächst eine furchtbare Bestrafung, später tötet er ihn. Verrat wird mit dem Tod bestraft und so endet der Abtrünnige auf grausamste Weise. Der wichtigste der „Volkstreuen“ ist der „Ingenieur“, ein technischer Zeichner. Der Ingenieur ist ein überzeugter Rechter. Seine Hochachtung und bedingungslose Hingabe zu seinem Führer kommt gleich anfangs zum Ausdruck. In verherrlichenden Worten beschreibt er den „Geringsten“.
Die „Volkstreuen“ wollen die Nation „aufrütteln“ und die Politikern bestrafen, die in ihren Augen Schuld daran haben, dass Österreich von Ausländer überschwemmt wird. Sie wählen den Opernball als Attentatsziel aus, da bei dieser Veranstaltung sämtliche wichtige Politiker anwesend sind. Als die „Volkstreuen“ an Geldmittel kommen, beginnen sie mit der Organisation für den Anschlag. Es vergehen Jahre. Doch am Ende gelingt es der Gruppe, das tödliche Gas in die Lufteinzugsschächte der Oper zu bringen.
Bei dem Anschlag sterben bis auf den „Ingenieur“ alle Terroristen. Er flieht nach Mallorca.
Die wichtigste Rolle im Roman hat der Fernsehjournalist und Kriegsberichterstatter Kurt Fraser, er war er an verschiedenen Kriegsschauplätzen unterwegs. Da er offensichtlich die Gefahr nicht scheut, gelingen ihm reale schreckliche Filmdokumente, die die Fernsehanstalten genüsslich ausschlachten. Am Beginn des Romans reflektiert er über seine Kindheit, er ist Jude und hat die Fotos von Bergen-Belsen, auf denen Leichenberge zu sehen sind, vor Augen. Diese Fotos hatte sein Vater bei der Befreiung des KZ´s gemacht. Frasers Sohn Fred, der drogensüchtig war, geheilt wird und dann als Kameramann beim Opernball arbeiten darf, kommt bei dem Gasanschlag auch ums Leben. Fraser muss den Tod auf dem Monitor mit anschauen. Nach der Katastrophe beschließt er, das Attentat aufzuklären. Er spürt den Ingenieur auf Mallorca auf . In einem dramatischen Finale gesteht der „Ingenieur“, welcher Verbrechen sich die Gruppe schuldig gemacht hat, zwingt Fraser zur Aufzeichnung der Taten und richtet sich am Ende selbst. Angeblich wusste er nicht, welcher Stoff zum Einsatz kommen sollte und hat die Sinnlosigkeit und das Entsetzliche des Attentats begriffen.
Andere Personen, die das plastische Gesellschaftpanorama bereichern, sind der Revierinspektor Fritz Amon und der Fabrikant Richard Schmitleitner. Fraser interviewt sie, da er sich entschlossen hat, ein Buch über den infernalischen Opernball zu schreiben. Fritz Amon leitet den Polizeieinsatz , der gegen die Gegner des Opernballs durchgeführt wird. Amon macht keinen Hehl aus seiner antidemokratischen Gesinnung. Der Fabrikant Schmitleitner war bereits beim ersten Opernball anwesend, aus gesellschaftlichen Gründen besucht er seitdem jeden Opernball, auch, um unter anderen prominente Gäste in seine Loge einladen zu können.
Biografie Josef Haslinger
erstellt von Birgit Heinrich

Josef Haslinger ein hoch angesehener österreichischer Autor und Wissenschaftler, der für seine anspruchsvollen und gesellschaftlich engagierten Werke bekannt ist. Seine Erzählweise ist differenziert und prägnant
Haslinger stammt aus in einer katholischen Familie, seine Erfahrungen mit Religion und der österreichischer Nachkriegsgesellschaft prägen sein Werk stark.
Er wurde am 5. September 1955 in Zwettl, Österreich, in einer katholischen Familie geboren. Er war Sängerknabe an der Schule des Zisterzienserklosters in Zwettl. Vor wenigen Jahren veröffentlichte Haslinger das Buch „Mein Fall“, in dem er über dort selbst erlebten Missbrauch berichtet.
1992 begründete Josef Haslinger die Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch.
Im Jahr 1985 veröffentlichte Haslinger seinen Debütroman “Der Tod des Kleinhäuslers Ignaz Hajek”. Der Roman erhielt positive Kritiken und etablierte Haslinger als bedeutende Stimme der österreichischen Literatur. Seitdem hat er zahlreiche Romane, Essays und Kurzgeschichten geschrieben, wobei er oft Inspiration aus historischen Ereignissen und persönlichen Erfahrungen schöpft.
Eines seiner bekanntesten Werke ist der Roman “Opernball” aus dem Jahr 1995, der sich mit Rechtsextremismus und politischer Korruption in Österreich auseinandersetzt. Das Buch erregte internationale Aufmerksamkeit und löste in der österreichischen Gesellschaft eine bedeutende Debatte aus.
Neben seiner literarischen Karriere engagierte sich Haslinger auch im akademischen Bereich. Er lehrte an der Universität Wien und war Professor für Kulturjournalismus an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz.
Darüber hinaus war er Gastprofessor an mehreren internationalen Institutionen.
Haslingers Werke wurden mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen geehrt. Er erhielt unter anderem den Friedrich-Hölderlin-Preis, den Anton-Wildgans-Preis und den Österreichischen Staatspreis für Literatur. Er war von Mai 2013 bis April 2017 Präsident des PEN-PEN-Zentrums Deutschland. Nach dem Rücktritt von Deniz Yücel wurde er am 14. Mai 2022 übergangsweise erneut zum Präsidenten gewählt.
Quelle Wikipedia
Im Bestand der SLUB sind folgende Bücher nachgewiesen (eine Auswahl):
OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
petrametzelthin (20. Juni 2023). Ein Wiener Opernball – das Ende tausender Lebensgeschichten. SLUB TextLab. Abgerufen am 9. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/uqff
“EIn Wiener Opernball” – wie festlich klingt der Titel: nach guter Musik, nach geschmackvoll gekleideten Menschen, nach niveauvoller Unterhaltung. Wie viel mehr dieser Roman von Josef Haslinger beinhaltet, offenbarte sich uns bei der Lektüre. Anfangs fiel es schwer, in das Geschehen hineinzukommen, die verschiedenen Perspektiven zu begreifen, doch wer hartnäckig weiterlas, wurde durch eine spannungsvolle, humorvolle und kenntnisreiche Handlung belohnt.
Josef Haslinger zeichnet sich im Buch durch Wissen in Politik, Geschichte, Psychologie, Musik und IT aus und er gestaltet seine Figuren lebendig und kein bißchen langweilig.
Die meisten Mitglieder unserer Gruppe vergaben die Bewertungsnote 4 (5 ist die Beste), wenige die 3.