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Das Leben ist kein Nullsummenspiel

Inhaltsangabe von Cornelia Schäfer zum Roman “Vom Ende der Einsamkeit” von Benedict Wells

Im Roman „Vom Ende der Einsamkeit“ erzählt der Ich-Erzähler Jules Moreau in Form einer Rahmenhandlung seine bisherige Lebensgeschichte.

Foto: Cornelia Schäfer

Nach einem Motorradunfall erwacht Jules aus einem 2-tägigen Koma im Krankenhaus. Er beginnt einzelne Etappen seiner Vergangenheit abzugehen und gelangt schließlich an der Katastrophe an, die seine Kindheit überschattet und prägt.

Jules wächst wohlbehütet mit seinen beiden älteren, grundverschiedenen Geschwistern Marty und Liz bei seinen Eltern in München auf. Sein Vater ist Wirtschaftsprüfer, stets da für seine Kinder, doch zunehmend in Sorge und mit eigenen Problemen behaftet.

Die Mutter ist Lehrerin, wunderschön und mit ihrer ruhigen, liebe-und verständnisvollen Art der Mittelpunkt der Familie.

Die Sommerferien verbringt die Familie regelmäßig bei der Großmutter väterlicherseits in Südfrankreich in Berdillac. Der abenteuerlustige Jules besteht dabei unterschiedliche Mutproben.

Nach dem letzten gemeinsamen Weihnachtsfest in München kommt es zwischen Jules und seinem Vater zu einem Streit, in dem ein Geschenk, eine alte Kamera, mehr oder weniger zum Auslöser wird.

Um Abstand vom Arbeitsstress zu gewinnen, verreisen die Eltern übers Neujahr 1984 und verunglücken tödlich.

Nach deren Tod müssen die drei Kinder auf ein Internat, wo sie getrennt untergebracht werden. Besonders für den 11-jährigen Jules beginnt eine schwere Zeit voller Trauer, Einsamkeit und Zurückgezogenheit. Auch seine beiden Geschwister verarbeiten den Verlust der Eltern sehr unterschiedlich.

Marty, ein hypochondrischer Außenseiter mit Ticks, durchlebt seine „schwarze Phase“, die selbstbewusste, hübsche Liz, in ihrem Wesen sehr sprunghaft, gibt sich dem Alkohol und Drogen hin.

In der Schule lernt Jules  die gleichaltrige Alva kennen, die ebenfalls von Schicksalschlägen geprägt ist. Beide verbindet eine feste Freundschaft sowie die Liebe zur Musik und zu Literatur.

Der 19-jährige Jules hat sich mittlerweile zu einem gutaussehenden jungen Mann entwickelt, der gern fotografiert. Der Plan, gemeinsam mit Alva eine Wohnung zu mieten, scheitert. Beide verlieren sich zunächst aus den Augen.

Das Verhältnis der Geschwister hingegen verbessert sich. Marty hat eine gutgehende Firma gegründet und ist mit Elena glücklich verheiratet. Liz, immer noch auf der Suche, findet nach einigen Abstürzen langsam wieder zu sich selbst durch Tonis stete Hilfe, einem gemeinsamen Freund von Marty und Jules. Später arbeitet sie als Kinderbuchautorin und wird zuguter Letzt von Toni schwanger.

erstellt von Cornelia Schäfer
Foto: Cornelia Schäfer / Englischer Garten in München

Nach einigen Jahren, als Jules 30 ist, macht er Alva ausfindig, um an ihre „Wette“, wenn sie bis 30 noch keine Kinder habe, dann wolle sie welche von Jules, zu erinnern.

Alva ist inzwischen mit dem um viele Jahre älteren russischen Schriftsteller Romanow verheiratet und lebt mit ihm zurückgezogen in der Schweiz. Jules wird dahin von Alva und ihm eingeladen. Es entsteht eine brisante Dreiecksbeziehung. Jules wird durch Romanow motiviert und entdeckt erneut für sich das Schreiben. Sie verbringen einige Monate zusammen im Chalets. Romanows Gesundheitszustand (Demenz) verschlechtert sich zusehends. Jules hilft ihm, sich an den Freitod zu erinnern, für den sich Romanow in „klaren“ Momenten entschlossen hatte.

Nach Romanows Tod beginnt für Jules und Alva eine kurze, aber wunderschöne Zeit voller Liebe – das Ende der Einsamkeit.

Sie werden Eltern von Zwillingen, einem Mädchen und einem Jungen und verstehen sich gut mit Marty und Elena, die beide keine Kinder haben können sowie mit Liz und Toni. Doch das Glück währt nicht lange, Alva erkrankt an Krebs. Einmal kann sie ihn bezwingen, doch er tritt erneut auf. Alva stirbt im Kreise ihrer Familie. Jules kann mit ihrem Tod nicht umgehen. Er verursacht einen Motorradunfall und nur der Gedanke an seine beiden 6-jährigen Kinder konnte Schlimmeres verhindern.  

Jules hat über die Zeit gelernt, seine Angst vor Verlust und Einsamkeit zu überwinden und erkennt zum Schluss:

„Dinge kommen und gehen, das habe ich lange nicht akzeptieren können, jetzt fällt es mir plötzlich leicht“.

Kurzbiografie von Benedict Wells

Benedict Wells auf einer Lesung im Michaeli-Gymnasium, München, Dezember 2016, Urheber: Heike Huslage-Koch

erstellt von Cornelia Schäfer

  • wurde am 29. Februar 1984 in München geboren
  • kam im Alter von 6 auf das erste von drei bayrischen Internaten und staatlichen Heimen
  • verbrachte dort gesamte Schulzeit
  • legte 2003 Abitur ab
  • zog danach nach Berlin, entschied sich gegen Studium
  • bestritt Lebensunterhalt mit diversen Nebenjobs
  • begann mit Schreiben, was er sich selbst beibrachte, galt damit als „Wunderkind“
  • 2008  erste Veröffentlichung seines 2. Romans „Becks letzter Sommer“ bei Diogenes
  • 2009 Auszeichnung mit Bayrischen Kunstförderpreis
  • Änderung seines bürgerlichen Namens  von Schirach auf Wells
  • Grund: Distanzierung von Familie bzw. eigenständiges Auftreten
  • Name Wells ist Homage an Hauptfigur J. Irvings Roman „Gottes Werk und Teufels Beitrag“
  • 2014 erschien 4. Roman „Vom Ende der Einsamkeit“, Bestseller
  • „Das Gefühl hinter der Szene ist echt.“ (Zitat Wells)

Im Bestand der SLUB sind folgende Bücher nachgewiesen (eine Auswahl):


OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
petrametzelthin (27. Juli 2023). Das Leben ist kein Nullsummenspiel. SLUB TextLab. Abgerufen am 9. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/uqfg


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Eine Antwort

  1. Heinrich, Birgit sagt:

    Das Buch ” Vom Ende der Einsamkeit” hat mir gut gefallen, allerdings hatte ich gleich zu Beginn und dann eigentlich durchgehend ein mulmiges Gefühl in Erwartung der schlimmen Ereignisse, die dann auch eintraten. Es hat für mich so einen Sog hin zu Katastophen. Offensichtlich verarbeitet der Autor einen Teil seines Lebens, vielleicht war es auch ein wenig Selbstheraphie für ihn, es so niederzuschreiben.

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