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“Meine undurchlässige Haut ist meine feste Burg”

Inhaltsangabe zum Roman “Der fremde Freund / Drachenblut” von Christoph Hein – erstellt von Matthias Herklotz

Ein unerklärliches Vorwort. Traum? Vision?
Beklemmung, Angst, Hilflosigkeit, Festhalten,Vereinnahmen, Sehnsucht nach Liebe, Jugend und Schönheit – diese Attribute fallen mir zu diesen Zeilen ein.

Claudia, 39 Jahre, Ärztin in einer Klinik, geschieden, lebt in Berlin in einem Hochhaus.
Die Einraumwohnung genügt ihr vollends. Sie ist damit zufrieden. Ihr Hobby ist die Fotografie, die Landschaftsfotografie. Sie entwickelt die Aufnahmen selbst.
Vor einem Jahr zog Henry auf die gleiche Etage. Unkompliziert kamen sie sich näher und befreundeten sich. Doch Claudia bleibt er fremd, eine Distanz würde wohl immer bleiben. Claudia ist seltsam emotionslos. Sie kann keine Beziehungen pflegen, keine Bindungen eingehen. Mit ihren Eltern verbindet sie nichts mehr. Die Besuche bei ihnen sind eine Belastung und unnötige Zeitverschwendung. Erschreckend lesen sich die Gedanken zu den beiden Abtreibungen.
Mit Henry verbringt sie ihre Freizeit. Sie gehen essen, lieben sich oft und haben viel Spaß miteinander. Bei einer Ausfahrt kommt es infolge Henrys leichtsinniger Fahrweise zu einem Unfall. Glücklicherweise ging er glimpflich ab. Später am Tag fotografiert Claudia, dann spazieren sie im Wald. Beiläufig erwähnt Henry, dass er am Sonntag seine Frau und die beiden Kinder besuchen will. Ohne Vorwarnung, als wäre es die banalste Sache der Welt, reißt er Claudia in einen Abgrund. Sie kann es nicht fassen. Ihre Gefühle gingen tiefer. Sie wollte geborgen sein. Für ihn ist sie nur ein Zeitvertreib. Wieder ist sie betrogen worden. Sie kann nicht mehr vertrauen. Ihr Panzer, gewappnet gegen alle Unbilden, wächst.
Im Juni nimmt sie Urlaub und fährt an die Ostsee. Die Begegnungen mit „Freunden“ werden emotionslos beschrieben. Überhaupt stellt der Autor viele Nebenfiguren der Novelle traurig, hoffnungslos,aber auch übersättigt und gelangweilt dar. Das Leben anderer, ihre Probleme, berühren Claudia nicht. Damit will sie sich nicht belasten.
Die Arbeit in der Klinik wird routinemäßig erledigt. Die verantwortungsvolle Arbeit als Ärztin erledigt sie ohne besondere Anstrengungen. Eben eine Beschäftigung, ohne große Belastung.
Claudia besucht mit Henry die Stadt ihrer Kindheit. Sie erlebt eine Enttäuschung. Unschöne Bilder tauchen auf. Es ist nicht mehr die Heimat, vieles ist verändert. Die Vergangenheit ist verschwunden. Aber die Erinnerung an Katharina, ihrer besten Freundin, diese Erinnerung lebt. Die Freundschaft zerbrach tragisch. Ein Verlust, den sie niemals verarbeitet hat. Vielleicht wäre ihr Leben anders verlaufen, wenn Katharina noch da wäre.
Gäbe es dann eine andere, als diese leidenschaftslose, nüchterne Frau?
Auf der Rückfahrt wäre es fast wieder zum Unfall gekommen. Claudia griff instinktiv ins Steuer um den Wagen herum zu reißen. Henry schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Der Autor beschreibt philosophisch ihre Gefühle.
Mit der Zeit wird die Beziehung beider alltäglicher. Sie sehen sich weiter regelmäßig und gestalten die Freizeit gemeinsam.
Ein schlimmes Ereignis verändert alles. Henry ging abends mit einem Kollegen in eine Kneipe. Er wurde provoziert, angegriffen und durch einen Faustschlag tödlich getroffen. Dieses furchtbare Ereignis lässt sie erstarren, aber nicht aus der Bahn werfen. Ihr Freund ist erschlagen worden. Schrecklich ist es, aber irgendwie nicht überraschend. Die Zeit mit ihm ist vorbei. Die Beerdigung würde sie schon irgendwie überstehen.
Im letzten Kapitel schreibt der Autor über die Zukunft Claudias. Es ist eine Zukunft, die froh und glücklich sein könnte. Doch auch hier wird sie seltsam hoffnungslos dargestellt.
Eine Frau, welche die Schönheiten des Lebens nicht erkennen kann. Niemand mehr soll ihr Leben belasten. Sie will sich nicht mehr verletzen lassen, will gegen alle Schicksalsschläge gewappnet sein.
Der Leser wird in einem bedrückten Seelenzustand aus der Novelle verabschiedet.

Hochhaus / flickr
Hein während einer Lesung im TIETZ in Chemnitz am April 2012, Thomas Holbach
Kurzbiografie Christoph Hein

Christoph Hein wurde am 8.4.1944 in Heinzendorf/Schlesien geboren.
Er wuchs in Duben auf und lebt als freier Schriftsteller in Berlin.
Sein literarischer Durchbruch gelang ihm 1982 mit der Novelle „ Der fremde Freund/Drachenblut“

Im Bestand der SLUB vorhanden:

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OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
petrametzelthin (31. Juli 2024). “Meine undurchlässige Haut ist meine feste Burg” SLUB TextLab. Abgerufen am 9. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/1240u


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